Behandlung mit Kortison – Schritt für Schritt

Kortisone werden zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen verwendet, so dass man weltweit viel Erfahrung mit ihrem Einsatz hat. Es gibt keinen Zweifel daran, dass viele Jungen mit DMD von einer Behandlung mit Kortison profitieren können. Nutzen und Nebenwirkungen einer Kortisonbehandlung müssen allerdings im Gleichgewicht stehen. Der Einsatz von Kortison spielt eine wichtige Rolle bei DMD und sollte so früh wie möglich mit den Familien diskutiert werden.

Grundsätzliches

  • Kortisone (auch als Steroide oder Kortikosteroide bezeichnet) sind die einzigen Medikamente, die den Verlust von Muskelkraft und motorischen Funktionen bei DMD hinauszögern können. Ziel einer Kortisonbehandlung ist es, die Gehfähigkeit des Kindes länger zu erhalten und später Lungen-, Herz- und orthopädische Probleme zu minimieren. Kortisone reduzieren auch das Risiko einer Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung).
  • Die Behandlung mit Kortison erfordert eine aktive, vorbeugende Auseinandersetzung mit den Nebenwirkungen. Interventionen sollten FRÜH erfolgen um Probleme zu vermeiden und ernsthafte Nebenwirkungen zu verhindern. Die verschiedenenNebenwirkungen von Kortison sind hier aufgeführt.

Beginn und Beendigung einer Kortisontherapie

  • Der optimale Zeitpunkt für den Beginn einer Kortisonbehandlung ist die  „Plateauphase” – wenn die motorischen Fähigkeiten des Jungen sich nicht mehr verbessern aber auch noch nicht verschlechtern. Normalerweise wird diese Phase im Alter zwischen 4 – 6 Jahren erreicht. Es wird nicht empfohlen, mit der Kortisonbehandlung zu beginnen, wenn die motorischen Fähigkeiten noch im Aufbau sind, insbesondere nicht bei Kindern unter 2 Jahren.
  • Impfungen sollten entsprechend nationaler Empfehlungen durchgeführt werden, bevor die Kortisonbehandlung beginnt. Die Immunität gegen Windpocken sollte überprüft werden.
  • Der Beginn einer Kortisonbehandlung bei Jungen/jungen Männern, die nicht mehr laufen können, muss für jeden Einzelfall mit dem Arzt besprochen werden. Dabei müssen die bereits existierenden Risikofaktoren berücksichtig werden. Bei Jungen, die eine Kortisonbehandlung vor Verlust der Gehfähigkeit begonnen hatten, wird von vielen Fachleuten die Weiterbehandlung auch nach Verlust der Gehfähigkeit empfohlen. Das Ziel ist dabei, die Kraft in Rumpf und Armen zu erhalten, der Entwicklung einer Skoliose vorzubeugen und einer Verschlechterung der Atmungs- und Herzfunktion entgegen zu wirken.

Wichtige Fakten

  1. Kortisone sind im Moment die einzigen Medikamente, die den Muskelabbau verlangsamen.
  2. Sie müssen in jedem Fall alle behandelnden Ärzte über die Einnahme von Kortison informieren. Das ist besonders wichtig, wenn Operationen anstehen oder Ihr Kind sich eine Infektion oder Verletzung zuzieht. Kortisone können nämlich das Immunsystem beeinträchtigen.
  3. Die Einnahme von Kortison sollte niemals abrupt beendet werden.
  4. Ihr Sohn sollte regelmäßig einem in der Behandlung mit Kortison erfahrenem Arzt vorgestellt werden. Der Arzt wird Ihnen die möglichen Nebenwirkungen einer Kortisonbehandlung erklären und besprechen, ob bei Ihrem Sohn ein erhöhtes Risiko für diese Nebenwirkungen besteht.

Diese Informationen beruhen auf eine Konsensuspublikation von Januar 2010