Nebenwirkungen der Behandlung mit Kortison: Empfehlungen zur Überwachung und zu Interventionen

Einige der üblichen Langzeitnebenwirkungen bei der Verabreichung von hochdosierten Kortisonen bei wachsenden Kindern sind hier aufgeführt. Beachten Sie, dass Patienten sehr unterschiedlich auf Kortisone reagieren. Der Schlüssel zur erfolgreichen Kortisonbehandlung liegt darin, sich der Risiken bewusst zu sein und vorbeugend darauf hin zu arbeiten, Nebenwirkungen zu vermeiden oder zu reduzieren. Eine Reduktion der Dosis ist notwendig wenn die Nebenwirkungen unkontrollierbar oder unerträglich sind. Wenn das nicht hilft, muss die Dosis entweder weiter reduziert werden oder das Einnahmeschema geändert werden bevor man die Behandlung mit Kortisonen endgültig beendet.

  • Nebenwirkungen von Kortison
  • Erläuterungen und empfohlene Massnahmen
  • Hinweise für Sie und das Gespräch mit dem Arzt
  • Allgemein und kosmetisch
    Gewichtszunahme
    Fettsucht
  • Am Anfang einer Kortisonbehandlung sollte eine Ernährungsberatung für die ganze Familie durchgeführt werden. Die Familie sollte darauf hingewiesen werden, dass Kortisone den Appetit anregen.
  • Die ganze Familie muss sich bewusst ernähren, um übermäßigem Gewichtszunahme vorzubeugen. Holen Sie sich Beratung für die ganze Familie in Bezug auf Ihre Ernährung.
  • Cushingoide Gesichtszüge („Vollmondgesicht“)
  • Ein rundes Gesicht und volle Wangen werden im Verlauf sichtbar.
  • Sorgfältige Beobachtung der Ernährung und die Reduktion von Zucker und Salz helfen dabei, eine Gewichtszunahme zu verhindern und dadurch die Ausbildung von cushingoiden Gesichtszügen zu minimieren.
  • Übermäßiges Wachstum der Körperbehaarung (Hirsutismus)
  • Klinische Untersuchung
  • Normalerweise fällt diese Nebenwirkung nicht so ins Gewicht, dass die Medikation verändert werden muss.
  • Akne, Hautpilz, Warzen
  • Vor allem bei Teenagern
  • Spezielle (lokale) Behandlung der Hautprobleme durchführen. Warten Sie mit einer Veränderung der Steroidtherapie ab, es sei denn, es treten emotionale Probleme auf.
  • Wachstumsverzögerung
  • Das Größenwachstum muss mindestens alle 6 Monate im Rahmen einer allgemeinen Kontrolle überwacht werden (das Körperwachstum bei DMD ist auch ohne Kortisonbehandlung etwas vermindert).
  • Fragen Sie Ihren Sohn, ob ihm seine Körpergröße Probleme bereitet. Wenn ja, besprechen Sie mit dem Arzt einen endokrinen Check-up.
  • Langsame oder verspätete Pubertät
  • Entwicklung beobachten. Familiengeschichte auf verzögerte Pubertätsentwicklung überprüfen.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Sohn Fragen zur Pubertät und fragen Sie, ob ihn eine eventuelle Verzögerung in der Entwicklung belastet.
    Wenn Sie sich Sorgen machen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Möglichkeit einer Untersuchung der Hormone.
  • Nachteilige Verhaltensänderungen
    (Mehr zu diesem Thema hier)
  • Machen Sie sich die „normale“ Stimmung, das Temperament Ihres Sohnes sowie mögliche vorbestehende Auffälligkeiten im Sinne eines Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Syndroms (ADHS) bewusst. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass in den ersten sechs Wochen einer Kortisontherapie kurzfristige Verschlechterungen auftreten können.
  • Ziehen Sie eine Behandlung oder Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten (ADHS) vor dem Beginn einer Kortisontherapie in Betracht.
    Es kann hilfreich sein, Kortisone später am Tag einzunehmen – besprechen Sie eine solche Veränderung mit Ihrem Arzt. Dieser kann Ihnen evtl. auch eine Psychotherapie empfehlen.
  • Beeinträchtigung des Immunsystems
  • Seien Sie sich des Risikos ernsthafter Infektionen bewusst. Auch geringfügige Entzündungen müssen angegangen werden.
    Informieren Sie das medizinische Fachpersonal, das mit Ihrem Sohn arbeitet, über die Kortisonbehandlung und tragen Sie eine Notfallkarte mit Informationen zur Kortisonbehandlung bei sich.
    Stellen Sie sicher, dass die Behandlung nicht abrupt beendet wird.
    Bei einer Kortisonlangzeitbehandlung ist es sehr wichtig, dass die Einnahme auf keinen Fall für mehr als 24 Stunden ausgesetzt wird. Insbesondere dann, wenn der Patient sich nicht wohl fühlt.
  • Vor Beginn der Behandlung sollte eine Windpockenschutzimpfung erfolgt sein. Falls nicht geimpft und Kontakt zu Windpocken bestand, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
    Gibt es in der Region Tuberkulosefälle, muss eine spezielle Beobachtung erfolgen.
    Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie mit einer drohenden Unterbrechung der Behandlung umgehen können: z.B. Einsatz von Prednison falls Deflazacort zeitweise nicht erhältlich ist, oder eine intravenöse Behandlung bei Krankheit oder Fasten.
    Besprechen Sie vor chirurgischen Eingriffen oder bei ernsthafter Erkrankung mit dem Arzt den Einsatz einer intravenösen (iv) „Stressdosis“ von Hydrokortison.
  • Bluthochdruck
  • Kontrolle des Blutdrucks bei jedem Arztbesuch
  • Bei erhöhtem Blutdruck evtl. Medikation mit ACE-Hemmern oder Beta-Blockern
  • Glukoseintoleranz
  • Urintest auf Glukose bei Krankenhausbesuchen
    Achten Sie auf vermehrten Harndrang oder erhöhtes Durstgefühl.
  • Bluttests, wenn die Urintests positiv sind
  • Gastritis / gastroösophagealer Reflux
  • Achten Sie auf Symptome wie Sodbrennen.
  • Vermeiden Sie die Einnahme nicht-steroidaler entzündungshemmender Medikamente (NSAIDs) - wie Aspirin, Ibuprofen, Naproxen.
    Bei entsprechenden Symptomen kann eine medikamentöse Behandlung erfolgen.
  • Magengeschwüre
  • Informieren Sie Ihren Arzt über Magenschmerzen, denn diese können ein Anzeichen dafür sein, dass die Magenschleimhaut beschädigt ist.
    Bei Anämie oder ensprechender Vorgeschichte kann ein Stuhluntersuchung auf Blut erfolgen.
  • NSAIDs vermeiden (Aspirin, Ibuprofen, Naproxen).
    Andere Medikamente und Antazida können eingenommen werden.
    Suchen Sie einen Magen-Darm-Spezialisten auf.
  • Katarakte
  • Jährliche Augenuntersuchung
  • Evtl. Deflazacort durch Prednison ersetzen wenn Katarakte auftreten, die die Sicht beeinträchtigen.
    ersetzen wenn Katarakte auftreten, die die Sicht beeinträchtigen. Besuch beim Augenarzt.
    Ein Katarakt muss nur behandelt werden, wenn die Sehkraft dadurch beeinträchtigt ist.
  • Demineralisierung der Knochen und erhöhtes Knochenbruchrisiko.
  • Hinweise auf Knochenbrüche
    Regelmäßige Kontrolle der Knochendichte
    Jährliche Kontrolle von Vitamin D Blutspiegeln (am besten am Ende des Winters) und bei Erniedrigung Gabe von Vitamin D3.
    Auf Calcium und Vitamin D reiche Ernährung achten.
  • Vitamin D Gabe kann je nach Blutspiegel erforderlich sein. Vitamin D sollte drei Monate nach Therapiebeginn kontrolliert werden.
    Aktivitäten mit Gewichtsübernahme können hilfreich sein.
    Ausreichende Calciumzufuhr und ggf. zusätzliche Calciumgabe.
  • Myoglobinurie
    (Brauner Urin aufgrund von Muskelproteinüberresten. Muss im Krankenhauslabor untersucht werden.)
  • Achten Sie auf abnorme Urinfärbung nach sportlichen Aktivitäten.
    Urintests
  • Vermeiden Sie anstrengende und „exzentrische“ Aktivitäten wie Bergabrennen und Trampolin-Springen.
    Good fluid intake is important.
    Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist wichtig. Nierenuntersuchungen sind indiziert, wenn eine Myoglobinurie fortbesteht.

Diese Informationen beruhen auf eine Konsensuspublikation von Januar 2010